Unerwünscht, geschlagen & gefunden - ein Straßenkind wird zum Hoffnungsträger:

Schweinezucht im Haus, Gewalt & Armut

Mein Name ist Melanie (36 Jahre), und ich bin in einer sehr armen, neun-köpfigen Familie in Quezon City (Philippinen) aufgewachsen. Meine Mutter wollte mich abtreiben, weil sie so wütend auf meinen Vater war, aber ich hielt mich am Leben fest. Mein Vater war ein Taxifahrer, ein Alkoholiker und Spieler. Fast sein ganzes Einkommen ging für seine Sucht drauf, was für viel Chaos in unserer Familie sorgte.
Weil oft nicht genug zu essen da war, fing meine Mutter eine Schweinezucht an. Die Tiere lebten mit uns im Haus, und um sie füttern zu können, sammelten meine Mutter und ich mit einer Schubkarre Essensreste aus den Abfalleimern der Restaurants und Imbissläden. Ich war damals sechs oder sieben Jahre alt. Die Essensreste waren nicht nur für die Schweine; wir wuschen und kochten die besseren Stücke auch für uns selbst. Immer wenn mein Vater betrunken nach Hause kam, schlug er auf die Schweine ein, aber einmal stach er sogar zu. Aus Angst, dass er auch uns erstechen würde, liefen wir weg. Nur ein Schwein überlebte; wir verkauften es später.

Und es gibt doch Hoffnung 03

Gott wo bist du?

Mein Vater hatte immer eine Waffe wie ein Messer oder einen Eisstecher bei sich. Meine Eltern stritten sich jeden Tag; es wurde normal für sie. Einmal, als sie eine hitzige Auseinandersetzung hatten, stach mein Vater meiner Mutter mit dem Eisstecher in die Wange. Ich stand dabei und sah alles mit an. Schreiend lief ich zu den beiden, die zu Boden gegangen waren. Ich packte meinen Vater bei den Füßen und zog ihn von meiner Mutter weg. Sie war völlig außer sich und weinte. Ihre Wunden musste sie alleine versorgen.

Immer wenn mein Vater betrunken nach Hause kam, versteckten wir uns sofort in einem Winkel, zitternd vor Angst, dass er mit Namen nach uns rufen und uns herbeizwingen würde. Ich habe gehört, wie mein Vater seine schwangere Frau verfluchte, doch bei der Geburt zu sterben! Er warf Flaschen nach uns oder schlug uns mit Ketten, damit wir ihm gehorchten. Er drohte, unser Haus in Brand zu setzen und machte uns vor anderen Leuten herunter, um uns zu beschämen. Die Zeichen seiner Gewalt waren überall an den Wänden und der Einrichtung zu sehen.

Und es gibt doch Hoffnung 04

Als Kind war es mir sehr leid, einen solchen Vater zu haben. Ich wollte von Gott wissen, warum er diesen Vater in unsere Familie gebracht hatte. Er verursachte nur Not und Leid für uns. Es kam an den Punkt, dass ich meinem Vater den Tod wünschte. Ich wollte wirklich, dass er stirbt und dachte sogar daran, ihn zu vergiften, damit unsere Kämpfe endlich aufhörten. In unserem Haus gab es keinen Frieden. Wir lebten in ständiger Furcht.

Die meisten unserer Verwandten und Nachbarn mieden uns. Sie wollten nicht in die Schwierigkeiten unserer Familie hineingezogen werden. Aus Angst, was mein Vater ihnen antun könnte, verschlossen sie die Augen vor dem, was passierte.

Und es gibt doch Hoffnung 05

Ein gemobbtes, dreckiges, armes Straßenkind!

Eines Nachts warf er uns alle aus dem Haus, sodass wir auf der Straße schlafen mussten. Bald verbrachten wir mehr Tage und Nächte dort. Wir mussten uns zurechtfinden und fingen mit »Straßenjobs« an, wie Putzlappen und Blumen am Wegrand zu verkaufen. Ich lernte, auf Jeepneys zu hüpfen und den Fahrgästen für ein bisschen Geld die Schuhe zu polieren. Ich tat mich mit einem Blinden zusammen, um bei den Autos im stockenden Verkehr zu betteln. Die Straße wurde unsere Zuflucht vor den Bedrohungen unseres Vaters. Aber er fand uns auch dort, machte bei den Straßengeschäften mit, brüllte herum, warf unsere Waren auf die Straße und nutzte jede Chance, uns vor den Leuten herunterzumachen. Passanten, die anderen Straßenverkäufer und Obdachlose – die unsere tröstenden Freunde wurden – sahen aus sicherem Abstand zu. Sie hatten zu viel Angst sich einzumischen, weil sie wussten, zu was mein Vater fähig war.

Trotz all dem, was in meiner Familie passierte, wollte ich unbedingt etwas lernen. Jeden Morgen ging ich nach meinen diversen Straßenjobs zur Schule. Dort war es mit den Demütigungen nicht besser. Ich wurde gehänselt als dreckiges, stinkendes, armes und verrücktes Straßenkind.

Und es gibt doch Hoffnung 06

Hoffnungslos verloren!

Manchmal fühlte ich mich völlig nutzlos »Ein Nichts ohne jeden Platz in dieser Welt.« Niemals würde ich etwas zustande bringen, auf das ich stolz sein könnte. Für mich gab es weder Selbstvertrauen noch Hoffnung.

Das Leben auf der Straße war nicht einfach; ich wurde mit Räubern, Drogensüchtigen und dergleichen konfrontiert. Gefahr war immer gegenwärtig, aber die Jahre auf der Straße hatten mich gelehrt, mein Herz hartzumachen, stark und unberührt zu bleiben. Um das zu beweisen, täuschte ich vor, lesbisch zu sein. Ich wuchs auf, ohne zu merken, dass mein Herz eine dicke Schutzschicht aufgebaut hatte, durch die ich gefühllos wurde.

Gefunden!

Eines Tages kam eine Gruppe von Ausländern und Filipinos unter die Brücke, wo wir hausten. Sie nannten sich »Missionare«. Jede Woche kamen sie an den gleichen Ort, sangen und erzählten biblische Geschichten. Zuerst lachte ich nur und fand sie verrückt: Warum machten sie das?! Ich beobachtete sie, ging aber nicht zu ihrer Bibelgruppe. Für mich war das einfach Zeitverschwendung und hätte Verlust für meinen Warenverkauf bedeutet. Aber langsam begann ich, ihren Geschichten zuzuhören. Wenn sie kamen, verwahrte ich meine Sachen gut und ging zu ihrem Anbetungs- und Bibelgeschichtentreffen. Sie beteten immer für uns. Das brachte mich jedes Mal zum Weinen, egal, wie sehr ich mich stark und cool zeigen wollte. Dann öffnete ich mein Herz und erzählte von unserer schwierigen Lebenssituation mit unserem Vater. Ich beschrieb auch meine Wut und den Hass, den ich für ihn empfand. Nach all dem, was er uns angetan hatte, war es für mich eine zu große Herausforderung, ihm zu vergeben. So viel Böses war schon in mein Herz gesät worden und war dort gewachsen, sodass es ganz vergiftet war. Ich war überzeugt, dass ich meinem Vater nie vergeben könnte, solange er lebte.

Und es gibt doch Hoffnung 07

Himmlische Erfahrungen!

Zusammen mit anderen Kindern ging ich weiter in den Straßengottesdienst. Langsam veränderte sich mein Gefühl: Leichtigkeit und Zufriedenheit waren neu für mich, ich hatte so etwas vorher nie erfahren. Gott machte etwas Neues in meinem Herzen! Ich versuchte, für meinen Vater zu beten, wollte ihm vergeben, aber es war einfach zu schwer. Jeden Tag wurde meine Wut neu entfacht, wenn ich sah, wie er seine Laster auslebte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich beten und Gott von meinen Problemen und Kämpfen erzählen sollte, denn ich war es gewohnt, alles für mich zu behalten. Aber Gottes Geduld war größer. Eines Tages beteten die Missionare wieder für mich. Erstaunlicherweise konnte ich meine ganze Wut Gott übergeben. Die Tränen, die herauswallten, waren total überraschend für mich. Es war das erste Mal, dass ich mich Gott wirklich voll ausliefern konnte. Ich fühlte mich erleichtert und befreit. Ich hatte gelernt, Gott Raum zu geben, und er war da, um mir zu helfen.

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Endlich ein Zuhause!

2002 luden die Missionare mich und andere Kinder zu einem Strandausflug ein. Ich hatte keine Ahnung, dass dort eine Taufe geplant war. Aber ich hätte sowieso nicht gewusst, was das ist. Also erklärten sie uns, was es bedeutet, das alte Leben hinter sich zu lassen und von neuem geboren zu werden. Ich kannte Gott noch nicht so gut, aber ich entschied mich, ihm mein Leben zu übergeben. Ich schüttete ihm mein Herz aus und musste vor Freude weinen, als ich seine Vergebung für mich fühlte. Im selben Jahr – es war mein 4. Jahr in der High-School – luden die Missionare mich ein, mit ihnen im Father's House zu leben. Mit dem Segen meiner Mutter zog ich dort ein. Seitdem ist viel passiert. Ich betete weiterhin für meinen Vater, und mein Herz wurde langsam weicher ihm gegenüber. Immer wenn ich meine Familie besuchte, brachte ich ihm ein Geschenk mit. Ich fing an, ohne Verachtung mit ihm zu kommunizieren. Auch in ihm stellte ich eine Veränderung fest. Er blieb ruhig in unseren Gesprächen und hörte auch auf zu trinken. Einmal blieb er sogar zu unserem Gottesdienst, und ich konnte zum ersten Mal direkt für ihn beten, während er dabei war! Ich umarmte ihn sogar, und ihm kamen die Tränen. Zum ersten Mal sah ich meinen Vater weinen. Gott führte mich in einen Heilungsprozess in der Beziehung zu meinem Vater. Es gab Hoffnung. Aber mehr als alles andere empfing ich selbst Heilung und die Liebe unseres himmlischen Vaters.

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Ich verlasse die Straßen meiner Vergangenheit!

Im Juli 2004 reiste ich nach Deutschland und Holland. Das war ein großes Privileg und eine aufregende Erfahrung. Als ehemaliges Straßenkind hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich irgendwo anders hinfahren würde als in dieselben Straßen meiner Vergangenheit. Gott zeigte mir, was ich tun könnte, wenn ich mit ihm verbunden blieb. Er gab mir große Träume. Ich beendete die High School und entschied mich, eine Krankenpflegeausbildung zu machen. Das war recht überwältigend und herausfordernd. Im dritten Collegejahr rutschte ich in eine Beziehung mit einem Mann, hielt das aber geheim. Als ich schwanger wurde, erzählte ich endlich meiner Familie davon. Meine Father's House - Familie akzeptierte und unterstützte mich weiterhin. Ich machte schriftlich mit meinem Freund Schluss und blieb im College bis zur Geburt meines Sohnes im Mai 2008. Dann nahm ich zwei Jahre Auszeit, um mich um mein Kind zu kümmern. Danach lernte ich weiter bis zum Krankenschwesterexamen 2011.

Aber als ich zurück in den Unterricht ging, hatte ich Kontakt zu dem Vater meines Sohnes. Wir kamen wieder zusammen und setzten unsere Beziehung heimlich fort. Ich liebte ihn und betete, dass wir wirklich als eine Familie zusammenleben könnten. Schließlich fand ich den Mut, mit meinen Leitern zu reden. Ich bekannte meine fortlaufende Beziehung zu meinem Freund und auch, was ich für ihn empfand. Auch mit dem Vater meines Sohnes redete ich und schlug ihm vor, sich als freiwilliger Helfer in unserem Reha - Zentrum zu engagieren. 2015 wurde er von der Reha angenommen, während ich mit meinem Sohn weiter im Father's - House diente. Gott arbeitete weiter in unserem Leben. Die Beziehung, die wir mit Heimlichkeit und Lügen begonnen hatten, wurde jetzt geheilt und von Gott zurechtgebracht. Im April 2016 heirateten wir und im Februar 2017 wurde unser zweiter Sohn geboren. Wir arbeiteten nun beide im Father's House mit.

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Gottes Barmherzigkeit erneuert!

Gott hat sich um so viele Dinge in meinem Leben gekümmert, um meine Familie und um die Beziehung mit meinem Mann. Wir haben auch ganz praktisch Buße getan, besonders für die Lügen, die wir so lange aufrechtgehalten hatten. Jeder, den wir belogen hatten, sprach uns Vergebung zu! So wurden wir frei von den Sünden, die so schwer auf uns gelastet und verhindert hatten, dass wir in unserer Beziehung zu Gott tiefergehen konnten.

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Jetzt gebraucht Gott mich!

Wir sind so dankbar für die wunderbaren Dinge, die Gott in unserer Familie und in unseren Leben bis heute tut! Gemeinsam mit einer anderen Familie bauen wir seit 2019 die »Tondo - Base« auf und sind auch dorthingezogen. Dort kann nun auch ich Gottes Barmherzigkeit und Liebe an zerbrochene und notleidende Menschen weitergeben. Ich bin inmitten eines der größten Slums ein Licht. Was für ein Wunder!

Ich bin Gott so dankbar für das Geschenk, in einer glücklichen und gesegneten Familie zu leben und dass er meine Geschichte gebraucht, um andere zu ermutigen.

Und es gibt doch Hoffnung 12
Jesus gehört dafür alles Lob!
     
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